Blumenklauen

Ein Gartenzaun, ein Gartenzaun,
hat mich doch gestern eingeladen,
zum Blumenklauen.
Spring herein, spring herein,
zärtlich Liebender,
rief er mir zu,
schneide und nimm sie mit,
die rote Rose!
Ich habe sie gut vor neugierigen Augen behütet.
Sie hat nur auf dich gewartet
und jetzt duftet sie mehr denn je,
weil sie spürt,
jetzt ist es soweit,
sie soll ihre Bestimmung erfüllen.
Riechst du nicht ihre Einladung?
Spring herein, spring herein,
nimm mich mit, nimm mich mit,
mich, die schöne Rose!
Bring mich schnell zu deiner Liebsten!
Sie wird sich von meinem Duft berauschen lassen,
wie einst Odysseus auf der Insel der Circe
sich vom Duft des Lotus berauschen ließ.
Die Sünde,
eine fremde Rose zu schneiden,
war mir aus Liebe zur Sünde nicht sündhaft genug.
Ich habe für dich eine Blume geklaut,
eine edle Rose.
Entschlossen über den Zaun gesprungen,
wie ein Räuber aus früheren Zeiten
zum Entern der Beute den Garten durchdrungen,
links und rechts und geradeaus geschaut,
doch hinter mir, hinter der Gardine am Fenster,
sagte der Mann zur Frau,
schau dir das an, Liebe,
ein Augenschmaus.